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Enerige & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - PPA sind „tragende Säule“ der Uniper-Strategie
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
PPA sind „tragende Säule“ der Uniper-Strategie
Läuft die Direktvermarktung, floriert laut Gundolf Schweppe von Uniper auch der Markt für Power Purchase Agreements. Dies sei aber gerade schwierig und Produktinnovationen dauerten.
 
E&M: Herr Schweppe, Uniper Schweden hat Ende 2024 einem Start-up, das einen riesigen 700-Megawatt-Elektrolyseur zur Stahlproduktion herstellen wird, Strom in einem Power Purchase Agreement, kurz PPA, verkauft. Auch in Deutschland war Uniper 2024 PPA-Geber, aber der Strom für die DB und die Talanx-Versicherungsgruppe kommt jeweils aus Schweden, aus Ihrer Laufwasserkraft dort. Wie vermarkten Sie Ihre deutschen grünen Kraftwerke?

Schweppe: Wir vermarkten möglichst nah an den Bedürfnissen unserer Kunden. Wasserkraft-PPA erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit aufgrund der guten Planbarkeit, der hohen Anzahl an Benutzungsstunden und der Sichtbarkeit der Anlagen. Uniper als einer der größten Betreiber von Wasserkraftanlagen bietet einzigartige Produkte, beispielsweise auch solche für den Betrieb von Wasserstoffelektrolysen in Deutschland. Ebenfalls arbeiten wir intensiv am Ausbau unserer eigenen erneuerbaren Anlagen etwa bei Photovoltaik.
Als Alternative zur EEG-Förderung sind wir aktiv auf der Suche nach Partnerschaften mit Abnehmern für unsere in Planung und Bau befindlichen Anlagen. Gerade da diese neu sind, erfüllen sie die gesetzlichen Vorgaben der Additionalität − für viele Partner ein wichtiges Kriterium. Wir vermarkten aber auch Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen, bei denen wir langfristige Abnahmeverträge mit den Anlagenbetreibern haben. Der Grünstrom wird im Rahmen von PPA an Industriekunden und Stadtwerke verkauft.
 
Gundolf Schweppe
Quelle: Uniper

E&M: Wenn Sie PPA aus deutscher Ökostromproduktion verkaufen, welcher Anteil kommt dann aus eigenen Kraftwerken? 2022 etwa hatten Sie durch ein PPA mit Sunnic, dem Vermarkter von Enerparc, Ökostrom abgekauft statt verkauft.

Schweppe: Der Anteil aus eigener Produktion ist immer nur eine Momentaufnahme mit Blick auf das wachsende eigene Portfolio, die Marktgegebenheiten und die Verfügbarkeit von attraktiven Ankaufsmöglichkeiten im Markt. Grob geschätzt, liegen wir bei PPA aus eigenen Anlagen derzeit bei einem Anteil oberhalb von 50 Prozent. Aber wie gesagt, dieses Verhältnis ist stark schwankend.

E&M: Wie läuft das Zusammenspiel von EEG-Direktvermarktung und PPA-Geschäft ab? Oder laufen PPA separat?

Schweppe: Das Marktumfeld für die EEG-DV ist derzeit schwierig. Die Preissituation am Strommarkt schafft einen Zielkonflikt mit staatlich geförderten Anlagen. Das führt zu einem Wettbewerb mit klassischen, nicht geförderten Strombezugsverträgen, sodass die Entwicklung der Erneuerbaren nicht so dynamisch ist, wie wir uns das wünschen würden. Wir betrachten die EEG-DV als notwendige Voraussetzung für ein florierendes PPA-Geschäft. Beide Vertragsmodelle haben das Potenzial, sich gegenseitig zu ergänzen, daher entwickeln wir Modelle, die eine Kombination von EEG-DV und PPA ermöglichen.

E&M: Die Uniper Renewables GmbH hat sich mit nach eigenen Angaben 10.000 Megawatt Wind onshore und PV ehrgeizige Erneuerbaren-Ziele gesetzt. Dann gibt es noch Ihre Uniper Energy Sales und eine Tradingschwester. Wer ist alles konzernintern beteiligt, wenn Sie ein PPA abschließen, und wie schnell sind Sie dabei?
Schweppe: Unsere Sales-Einheit ist der Zugang zum Kunden für das klassische PPA-Geschäft. Aber die Produkte sind komplex und bedürfen vieler unterschiedlicher Funktionen innerhalb unseres Unternehmens, um die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden abbilden zu können. Wir nutzen etwa Positionen aus eigenen Anlagen sowie solche, die unser Handel angekauft hat, um ein möglichst flexibles und breites PPA-Angebot zu generieren.
Wir vergrößern aber gezielt unsere Ausgangsbasis mit Strukturen und Assets, die unsere Angebotsflexibilität erhöhen. Für die Entwicklung eigener Photovoltaik- und Windkraftanlagen verfügen die Uniper Renewables deshalb über ein spezialisiertes Offtake-Team, das sich auch ganz wesentlich darum kümmert, optimale Finanzierungs- und Investitionsgrundlagen zu schaffen.
Der Aufbau dieses Erneuerbaren-Portfolios ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Frage ist, wo diese Positionen bestmöglich ihre Verwendung finden. Je nach Marktbedingungen und Situation verfolgen wir unterschiedliche Ansätze.
In Deutschland ist die EEG-DV mit garantierten Erlösen sehr attraktiv für Neuanlagen. In anderen Märkten wird hingegen stärker auf PPA gesetzt.

E&M: Wie entscheiden Sie, zumal bei sinkenden Großhandelspreisen, ob Sie Ihre grüne Erzeugungsposition in Direktvermarktung, als PPA, als Vertriebsprodukt ‚grüne Vollversorgung‘ oder in anderen Formen verkaufen?

Schweppe: Wir verfolgen die Strategie, PPA als einen ganz wesentlichen Absatzkanal für angekaufte Grünstrommengen zu etablieren. Dabei darf man nicht vergessen, dass Uniper ein Vollanbieter ist, der die Breite des Kundenbedarfs abdecken muss.
Die Vollversorgung beziehungsweise in einem transformierenden Markt die ‚grüne Vollversorgung‘ ist hier für viele unserer Kunden das ‚Brot und Butter‘-Produkt. Das Produkt verändert sich aber stark und wird komplexer. Denken Sie etwa an die Eigenerzeugung des Kunden oder mehr Flexibilität im Markt insgesamt.
Wir sind überzeugt, dass wir insbesondere im Bereich der Vollversorgung die Innovationen setzen müssen − aber auch genau die Richtigen dafür sind.

E&M: Sind von Uniper bei PPA Produktinnovationen zu erwarten? Zum Beispiel bei der Bezahlformel, indem Sie ein bestimmtes Band oder Lastprofil garantieren und etwa durch Hybridkraftwerke mit Stromspeichern erreichen? Oder zum Beispiel mit grünen Wasserstoff-PPA oder grünen Ammoniak-PPA?

Schweppe: Die Welt ist bunt und an Ideen mangelt es nicht. Ein Beispiel: Die Beschaffung eines langfristigen PPA, das über den liquiden Zeitraum hinaus zum Festpreis angeboten wird, ist bei wichtigen Kundensegmenten oft schwer machbar. Hier kann ein Ansatz sein, den Preis der Stromposition nicht bereits bei Vertragsschluss festzulegen, sondern zeitlich näher am Lieferzeitpunkt. Somit reduzieren Kunden das Risiko, sich preislich zu weit von ihren Wettbewerbern zu entfernen. Für ein Solar-PPA etwa ist eine rollierende Preisfindung in einem festgelegten Zeitraum denkbar, bei dem anhand einer Preisformel der für die Vertragslaufzeit durchschnittlich zu erwartende Fair Value einer Solarerzeugungsstruktur festgelegt wird.
Etwas Wasser muss ich trotzdem in den Wein gießen. Es dauert, denn die Umsetzungsgeschwindigkeit neuer Produktinnovationen hat definitiv noch Luft nach oben. Das liegt aber weniger am mangelnden Interesse unserer Kunden, sondern hat oft technische Gründe.

E&M: Uniper wird teilweise noch als konventioneller Kraftwerksbetreiber wahrgenommen. Wie beeinflusst es Ihr Erneuerbaren-Geschäft, dass der Konzern sein Klimaneutralitätsziel bei den eigenen Emissionen und denen der Zulieferer von 2035 auf das Endjahr 2040 verschoben hat?

Schweppe: Die Anpassung des Klimaneutralitätsziels reflektiert lediglich die Marktrealitäten, die wir aktuell sehen. Das hat aber keinen Einfluss auf unser Ziel, nachhaltig klimaneutral zu werden, und somit auch keine Auswirkung auf die Entwicklung unseres Erneuerbaren-Geschäfts. Im Gegenteil: PPA sind eine tragende Säule unserer Strategie. 

Zur Person

Gundolf Schweppe ist Executive Vice President Sales bei der Uniper SE und sitzt der Geschäftsführung der Uniper Energy Sales GmbH vor. Seit 2017 verantwortet er bei Uniper das kommerzielle Downstream-Kundengeschäft. Dazu gehört das Vertriebsgeschäft über alle wesentlichen Commodities in der DACH-Region sowie das „integrierte Kundengeschäft“ mit PPA, Dampf und Kraftwerkskapazität auf Basis eigener Infrastruktur. Vorherige Stationen waren in der B2C-Vertriebskanalsteuerung der Eon Energie Deutschland, im Energiegroßhandel von Eon UK und in der kommerziellen Speicheroptimierung der Eon Gas Storage.
 

Georg Eble
Redakteur
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